Alles über die Schneegans = Schneegans - die populationsstärkste Wildgänseart

Schneegans - die Wildgans

Schneegans

- Anser caerulescens -

Die Schneegans ist ein wundervoll anzusehender weißer Vogel mit schwarzen Flügelspitzen. Sie ist neben der Kanadagans die häufigste in Nordamerika vorkommende Gänseart.

Die alte wissenschaftliche Bezeichnung für die Schneegans war "Ghen Hyperborea", was soviel heißt wie "Gans, die von jenseits des Nordwindes kommt". Man gab der Schneegans diesen Namen, da man nicht wußte, wohin die Gänse ziehen, wenn sie im Frühjahr ihre Winterquartiere an der Ostküste der Vereinigten Staaten verlassen.

Der Schnee regelt zu einem Großteil das Leben der Schneegänse. Sie ziehen zu ihren Brutgebieten weiter, welche von Nordalaska westwärts bis zur Wrangel-Insel in Ostsibirien reichen, sobald die Schneeschmelze im Frühjahr einsetzt. Von dort kehren sie erst im Herbst wieder zurück, wenn der erste Schnee fällt.

Schneegänse hinterlassen aufgrund ihrer Schönheit, ihrer Präzision und ihrer Geräusche einen tiefen Eindruck auf Menschen, wenn sie während ihres Zuges zwischen den arktischen Brutgebieten und dem Winterlager am Himmel vorbeiziehen. Was uns jedoch wohl am meisten beschäftigen mag, ist die Frage nach dem Ziel ihrer Reise und ihrer Fähigkeit, unfehlbar dort anzukommen.

© Mike Reshitnyk
© Bob Moul
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© Rob Pavey

Schneegänse gehören zur Familie der Entenvögel und zur Gattung der Feldgänse.

Die Schneegänse werden in zwei Arten bzw. in zwei Unterarten (Nominatformen), die sich vor allem in der Größe voneinander unterscheiden, eingeteilt:

  • Schneegans (Anser caerulescens)
    • Große Schneegans (Anser caerulescens atlanticus)
    • Kleine Schneegans (Anser caerulescens caerulescens)
  • Zwergschneegans (Anser rossi cassin)

Die Nominatform Große Schneegans kommt aber seltener als die Kleine Schneegans vor. Die Brutgebiete der Großen Schneegans erstrecken sich von den hocharktischen Inseln Kanadas bis nach Nordwest-Grönland. Die Überwinterung erfolgt an der Ostküste Nordamerikas. Nachweisliche Irrgäste dieser Unterart konnten nur in Irland und Schottland nachgewiesen werden.

Die Nominatform Kleine Schneegans kommt dagegen sehr häufig vor. Die Brutgebiete der Kleinen Schneegans erstrecken sich von den hocharktischen Inseln Kanadas bis zum äußersten Nordosten Sibiriens. Die Kleine Schneegans überwintert im westlichen Nordamerika südwärts bis Mexiko, China (selten) und in Japan (sehr selten). Von dieser Nominatform konnten Irrgäste in Island, den Britischen Inseln, Norwegen, Schweden, Dänemark, Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Polen nachgewiesen werden.

Die Zwergschneegans ist im Vergleich zur Schneegans bedeutend kleiner. Das Gros der Zwergschneegänse nistet am Queen Mound Golf in Kanada und überwintert im zentralen Kalifornien.

Von den Schneegänsen gibt es zwei Färbungsphasen.
Die eine ist bis auf die schwarzen Handschwingen und die aschgrauen Handdecken schneeweiß, die andere bis auf den weißen Kopf und Hals sowie den hellen und weißen Hinterbauch blaugrau gefärbt. Wegen dieser Farbvarianten kommt es neben der Artenunterteilung auch zu einer zusätzlichen Einteilung anhand der Farben:

  • weiße Phase (weiße Morphe),
  • dunkle oder blaue Phase (dunkle Morphe).

Zwischen der weißen und blauen Phase kommen aber auch Übergänge vor. Bei beiden Phasen ist der Schnabel der Gänse rot und schwarz. Die Füße sind rötlich. Die Beziehungen der beiden Farbvarianten sind recht verwickelt. Obwohl die Erbanlage für dunkles Gefieder überlegen (dominant) ist und sich bei Mischpaarungen durchsetzt, sorgt die Vorliebe für gleichgefärbte Schneegänse doch dafür, daß es zwar viele reinweiße Brutkolonien gibt, aber keine einzige, wo alle Vögel grau sind. Allgemein kann aber eingeschätzt werden, daß blaue Gänse dazu neigen, sich mit Blauen und weiße Gänse mit Weißen zu vereinigen. Es kann aber vorkommen, daß beide Varianten manchmal auch als Nachkommen desselben Elternpaares auftreten.
Die blaue Phase kommt bei der Nominatform der Kleinen Schneegans ziemlich häufig vor.

Schneegänse sind Zugvögel. Sie wandern zwischen ihren Brutplätzen in Nordkanada, auf Grönland bzw. im Nordosten Sibiriens und ihren Winterquartieren an der Ostküste Nordamerikas hin und her.

Schneegänse sind Langstrecken- und Schmalfrontzieher.
Als Langstreckenzieher werden alle Zugvogelarten bezeichnet, die zweimal jährlich zwischen zwei weit voneinander entfernten Gebieten hin und her wandern, die in der Regel verschiedenen Kontinenten und verschiedenen Klimazonen angehören.
Dagegen bilden die Schmalfrontzieher eine Minderheit unter den Zugvögeln, da diese auf ihren Flugrouten nur in einem sehr schmalen Korridor wandern.

Schneegänse fliegen auf den langen Strecken ihrer Zugwanderung im Familienverband oder in großen Gruppen. Manchmal fliegen Sie auch gemeinsam mit Kanadagänsen.

Auf ihren Flugstrecken bilden sie eine mit der Spitze nach vorn gerichtete V-Flugformation. Auf diese Weise kann jeder Vogel den Aufwind nutzen, der hinter den Flügeln des vorderen Nachbarn entsteht, und benötigt so weniger Energie. Das Leittier ist gewöhnlich das kräftigste der Gruppe, lässt sich aber zeitweise von anderen Mitgliedern der Staffel abwechseln.
Wegen der erkennbaren wellenartigen Flugbewegung, werden die Schneegänse manchmal auch als "wavies/Wellenlinie" bezeichnet.
Die Flugformation der geordneten Reihe wird von den Gänsen beim Wechsel zwischen den Aufenthaltsorten gewählt, bei denen größere Strecken (mehrere Kilometer) zurückgelegt werden. Dazu ordnen sich die Gänse in horizontalen oder schräg gestaffelten Reihen.
Beim Flug über kurze Strecken fliegen die Gänse ohne erkennbare Ordnung in einer ungeordneten Schar.

Was das Fliegen anbetrifft, so fliegen die Schneegänse normalerweise mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 55 km/h, sie können aber auch Geschwindigkeiten von bis zu 95 km/h erreichen und sind fähig, lange durchgehende Flüge von bis zu 1.000 km durchzuführen.
Bereits 1955 konnte Cooch den Nachweis eines Nonstopfluges von James Bay in Kanada nach Louisiana (Entfernung: ca. 2.700 km) in 60 h mit einer Geschwindigkeit von 1.100 km/Tag und 46 km/h erbringen.

  • V-Flugformation:
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  • Geordnete Reihenflugformation:
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  • Ungeordnete Flugschar:
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Den Winter verbringen die meisten Schneegänse zu Tausenden an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Dazu schließen sie sich zu großen Verbänden zusammen. In den Schutzgebieten leben nicht nur die Schneegänse sondern auch Kanadakraniche. Schlafen, Fliegen und Fressen heißt hier ihre Devise.

Im Frühling verlassen die Schneegänse ihre Winterquartiere und machen sich auf den Weg zu ihren Brutgebieten, die sich von den hocharktischen Inseln Kanadas bis zum äußersten Nordosten Sibiriens erstrecken. Die meisten dieser Gebiete sind 8 Monate im Jahr schneebedeckt und menschenleer. Pünktlich zur Schneeschmelze treffen die Schneegänse in ihren Brutgebieten ein. Für den etwa zweiwöchigem Flug, der von Ruhepausen unterbrochen ist, legen sie eine Strecke von 3.000 bis 5.000 km zurück.

Unmittelbar nach dem Eintreffen wird mit dem Nestbau begonnen. Nach der Brut und dem anschließenden Schlüpfen der Küken begeben sich die Schneegänse auf Wanderschaft zu neuen Weidegründen - und zwar zu Fuß. Die Entfernung zwischen den Brutgebieten und den Weidegründen beträgt oft mehr als 30 Kilometer. Oft befinden sich diese im Zentrum der Inseln. Dutzende, je nach Größe der Kolonie manchmal auch hunderte großer und kleiner Gänse machen sich auf den Weg zu neuen Weidegründen.
Nachdem die Schneegänse einige Tage stramm marschiert sind, treffen sie in ihrem Sommerquartier ein und nehmen die weiten, oft von Seen durchzogenen Ebenen in den Inselinneren in Besitz. Hier wächst genügend fettes Gras für alle, und das Wasser bietet Schutz vor beutegierigen Feinden.

Doch kaum haben sie sich auf den nur schwach von der Sonne erwärmten Weidegründen eingefunden, erwartet die erwachsenen Vögel eine weitere neue Prüfung - die Mauser. Mit der Mauser verlieren sie die Schwungfedern. Bis die neuen Flugfedern nachgewachsen sind, sind sie für mehrere Wochen flugunfähig (3 bis 4 Wochen). Die meiste Zeit verbringen die erwachsenen und jungen Gänse mit Fressen, damit ihre Flugfedern bis Mitte August wachsen und groß genug sind wieder zu fliegen. Die gesamte Familiengruppe gewinnt ihre Flugfähigkeiten zur gleichen Zeit wieder.

Wenn im Herbst die Tage kürzer werden, machen sich die Schneegänse wieder auf den Weg nach Süden. Die Jungen sind inzwischen so groß wie die Eltern, mit denen sie jetzt fliegen.
Die Zugroute führt über Labrador, die Halbinsel Ungava und den Sankt-Lorenz-Golf bis zur Ostküste der Vereinigten Staaten, wo viele Schneegänse ihren Winter verbringen. Im Osten Kanadas, am Cape Tormentine, herrscht Indian Summer. Hier liegt einer der traditionellen Rastplätze vieler Schneegänse, den diese während ihres Zuges als Zwischenstopp aufsuchen. Manchmal bleiben sie sogar mehrere Wochen, um die saftigen Gräser zu fressen.

Die Wintergebiete für die kanadischen und sibirischen Brutvögel liegen fast ausschließlich in Kalifornien und Louisiana. In den Marschen des ausgedehnten Mississippi-Deltas und entlang der Golfküste von Texas treffen die Scharen ab Oktober, vor allem im November ein und verlassen diese wieder Ende Februar.

Schneeganspaare schließen den Bund für ein Leben und nehmen nur einen anderen Partner, wenn ihr alter Partner stirbt.
Wie die meisten Gänse sind auch die Schneegänse mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif.

Die Fortpflanzungsbiologie ist auf den extrem kurzen Sommer der arktischen Brutinseln eingestellt. Auf ihren Brutinseln bricht die Schneedecke Mitte bis Ende Mai auf; verzögert sich der Frühlingseinbruch, wird gar nicht gelegt.
Wenn die Schneegänse Ende Mai ihre Brutplätze erreichen, sind Balz und Paarung abgeschlossen und es wird sofort mit dem Nestbau und der Eiablage begonnen.

Dabei sind Schneegänse bemerkenswert nistplatztreu. In einer Kolonie suchten 15 bis 20 % der gekennzeichneten Weibchen 2 bis 4 Jahre lang den gleichen Nistplatz auf.
In den Kolonien der Schneegänse brüten oft tausend Paare. Dadurch bleiben zwar weite Gebiete der Tundra mit günstigen Lebensbedingungen unbesiedelt, doch diese Form der Verteilung mindert den Feinddruck. Die zerstreut und einzeln lebenden Feinde, die an das eigene Revier gebunden sind, scheuen die oft große Entfernung zur Gänsekolonie. Selbst wenn es ihnen nach längerer Existenz einer Kolonie gelungen ist, sich in deren Nähe zu konzentrieren, bleibt der Schutz, den die Kolonie gewährt, ein Vorteil. Übersteigt jedoch der Feinddruck ein bestimmtes Maß, dann geben die Gänse den Standort auf und wählen einen anderen Platz.

Schneegänse zeigen eine sehr starke Familienbindung. Die Erwachsenen und ihre Jungen bleiben während des Winters und des Frühlings zusammen und absolvieren die Zugwanderung gemeinsam.

Den Beweis des engen Familienzusammenhaltes lieferten Prevett & McInnes (1980), die sich in ihrer Studie auf 10.000 gekennzeichnete Schneegänse stützen konnten. Zum Ausgang des Winters waren über 80% der Familien komplett, und 75% der Familien trafen sogar gemeinsam im Brutgebiet ein. Im Frühjahr werden die Gänse nicht bejagt, deshalb können die Familien zu diesem Zeitraum leichter zusammenhalten als im Herbst.
Beide Eltern begleiten die weiteren Lebensperioden ihrer Jungen, häufig für ein Jahr oder mehr. Die Familie bricht im Allgemeinen erst auseinander, wenn die Eltern beginnen ein neues Nest zu bauen. Manchmal bringen auch die Jungen des vorhergehenden Jahres die neue Familie wieder zusammen.

Schneegänse haben ein paar natürliche Feinde: arktische Füchse, arktische Wölfe, Möven, Falken und Raben, die Beute auf Gänse oder deren Eier machen. Zum Schutz nisten Schneegänse daher bereitwillig nahe den Nestern von Schneeeulen. Eulen greifen selten Gänsejunge an und dulden keine Füchse in ihrer Gegend, was für die Gänse vorteilhaft ist. Während der Mauser bleiben die Vögel normalerweise nah an Teichen und Seen, was ein einfaches Entweichen vor hungrigen Füchsen ermöglicht. Weil wenige Menschen die Brutgebiete besuchen, stellen Menschen keine ernste Bedrohung für die Schneegans in der Arktis dar.

Obwohl sich die Schneegänse in der Färbung erheblich von Graugänsen unterscheiden, werden sie in deren Ansammlung problemlos geduldet. Nur ausnahmsweise wahren die Seltlinge einen erkennbaren Abstand von den anderen Gänsen. Es gibt Beispiele dafür, daß sich einzelne Schneegänse wochenlang in Gesellschaft mit Graugänsen aufhielten.

Schneegänse sind heute - Dank der vielen Schutzgebiete - die häufigste Gänseart der Erde.

Doch in den letzten Jahren werden auch die Nachteile der ca. 450 Schutzgebiete in Kanada und den USA deutlich, da sie dafür mit verantwortlich sind, daß sich die Schneegänse explosionsartig vermehrt haben.

Dieser Zuwachs, so erfreulich er auf den ersten Blick ist, bedeutet gleichzeitig ein großes Dilemma. Denn die Gänse, vor allem die zentralarktischen Populationen Nordamerikas, fressen ihre Brutgebiete in der arktischen Tundra kahl und stellen somit eine Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht dieser Region dar. Die Nahrungspflanzen können nicht schnell genug nachwachsen. Viele Tiere, hauptsächlich die jungen, verhungern. Deshalb prognostizieren Forscher einen Zusammenbruch des Bestandes vor allem der Kleinen Schneegans in den nächsten Jahren.

Um die zu verhindern, fordern Biologen, in den Winterquartieren regulierend einzugreifen. Am einfachsten wäre es, die Vögel weniger zu füttern. Denn das Übermaß an Nahrung hat ja erst zu dieser Populationsexplosion geführt. Doch die Amerikaner wählten einen anderen Weg: Die Schneegänse werden wieder geschossen.
Und da treten die ersten Probleme auf. Für die Jäger ist es nämlich schwer, Schneegänse von Zwergschneegänsen, die nicht dezimiert werden sollen, zu unterscheiden.

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Große Schneegans

- Anser caerulescens atlanticus -
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Die Große Schneegans ist etwas kleiner als unsere Hausgans. Männchen und Weibchen sind einander ähnlich, nur das bei den älteren Paaren das Männchen größer ist.

Körpermaße Länge: 65 - 84 cm
Flügelspannweite: 135 - 175 cm
Schwanzlänge: 11 - 14 cm
Gewicht: 2,8 - 3,3 kg

Die Große Schneegans kommt in zwei Farbvarianten vor:

  • weiße Phase,
  • dunkle Phase (Blaue Schneegans).

Zwischen den beiden Phasen kommen Übergänge vor. Beide Varianten können manchmal aber auch als Nachkommen desselben Elternpaares auftreten.

Die weiße Phase ist praktisch unverwechselbar durch den Kontrast zwischen den schwarzen Handschwingen und dem übrigen weißem Gefieder.
Das Alterskleid von Männchen und Weibchen ist dabei gleich. Der Hals ist relativ kurz und kräftig, der weiße Kopf ist rundlich und oft orangebräunlich getönt. Der Schnabel und die Beine sind fleischrot. Das Schnabelinnere und die wülstigen Zahnleisten sind schwarz. Die Schneegans erkennt man am Besten an ihrem seitlichen Schnabelspalt, der den Tieren ein grinsendes Gesicht verleiht.

Die Vollmauser der Großen Schneegans setzt Ende Juli während der Jungenfütterung mit dem Schwingenabwurf ein. Die Nichtbrüter mausern etwa 2 Wochen früher. Die Flugunfähigkeit dauert nur etwa 3 Wochen, der einsetzende Kleingefiederwechsel dauert ca. 6 Wochen.

Die Gössel erneuern nach ihrem Flüggewerden bis zur Jahreswende das Kleingefieder, im nächsten Frühsommer wird mit der Vollmauser das 1. Alterskleid angelegt. Schnabel und Füße hellen sich während der Befiederung auf, das Grau wird mehr und mehr durch Rot ersetzt, bis mit etwa einem Jahr die Altersfärbung erreicht ist.
Beim Dunenkleid der Gösslinge ist die Kopfplatte, die Rückenpartie und der kräftige Augenstreif gelblichbraun. Das Gesicht, die Unterseite sowie die Fleckchen auf Flügel und Rücken sind gelbgrün. Dabei ist die Farbintensität variabel. Schnabel und Füße sind graugrün bis fast schwarz.
Im Jugendkleid sind die Kopf- und Rückenpartien hellbraun und der Bauch fast weiß. Die Schulter- und Flügelfedern sind dunkel graubraun und im Armteil weiß besäumt.

Bei der Großen Schneegans kommt die dunkle Phase aber nur selten vor, weniger als 4 %. Dabei variiert im Alterskleid die Weißausdehnung vom Kopf bis zum Hals. Manchmal sind auch Brust und Bauch weiß, sonst ist sie mehr oder weniger schiefergrau bis graubraun. Die etwas verlängerten Schulterfedern sind fast schwarz und haben breite weiße Ränder. Der Schnabel ist rot und die Füße sind blaß rötlich.
Bei der blauen Form ist das Dunenkleid dunkel olivgrün oder schwarzbraun. Der Schnabel und die Füße sind graugrün bis fast schwarz.
Das gesamte Jugendkleid ist dunkel schiefergrau, bräunlich übertönt. Die Federn sind schmal hell gesäumt. Der Schnabel und die Füße sind dunkler als bei der erwachsenen Gans.

Biologen haben festgestellt, daß die durchschnittliche Lebensdauer der Großen Schneegans 6 Jahre beträgt, viele Große Schneegänse leben aber länger als 16 Jahre.

Die Großen Schneegänse unternehmen längere Zugwanderungen als die meisten anderen nordamerikanischen Gänse, sie fliegen normalerweise mehr als 4.000 Kilometer.

Im Frühjahr und im Herbst fliegen sie in großen Familienverbänden oder als Einzelpersonen, den ganzen Tag und die Nacht.

Im Herbst wandert die Große Schneegans von ihren Brutplätzen in Nordalaska entlang eines korridorähnlichen Flugweges durch Ostkanada und die nordöstlichen Vereinigten Staaten in die Winterquartiere.

Der Frühjahrszug folgt einer anderen, weiter westlich gelegenen Route, die ebenfalls sehr schmal ist. Die Frühlingsschwärme sind kleiner als die im Herbst. Im Frühjahr fliegen zwischen 35 und 400 Gänse zusammen, während im Herbst mehr als 1.000 zusammen reisen können.

Die Große Schneegans brütet auf den hocharktischen Inseln Kanadas und auf Grönland. An der Ostküste der USA überwintert sie.

Entwicklung der Gesamtpopulation:
1910 3.000
2004 700.000 Exemplare auf der ganzen Welt.

Das Brutvorkommen konzentriert sich auf relativ wenige, aber sehr umfangreiche Brutkolonien.

Die Große Schneegans vermehrt sich hauptsächlich auf den kanadischen Inseln Nord Baffin Island, Bylot Island, Axel Heiberg Island und Ellesmere Island und auf Grönland. Auf Bylot Island, welche sich südlich des Lancaster Sound und westlich von Grönland befindet, ist die größte Kolonie der Großen Schneegans auf der Welt. Sie wurde 1965 zum Vogelschutzgebiet erklärt. Bylot Island und angrenzende Bereiche von Baffin Island sind auch Teil des Sirmilik Nationalparks, der sich 1999 gründete.

Während der Brutzeit von Anfang Juni bis frühem September lebt die Große Schneegans in der hohen arktischen Tundra nahe der Küste oder im Landesinneren auf hügeligem Gelände oder in niedrig liegenden, nassen Wiesen voller Gräser und Seggen.

Aufgrund ihrer arktischen Brutgebiete gehört die Große Schneegans zu den nördlichsten Brutgänsen der Welt.

Die Große Schneegans überwintert entlang der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten, von New Jersey bis nach South Carolina, mit Hauptkonzentrationen um die Buchten von Delaware Bay und Chesapeake Bay. Sie nutzen aber auch Sümpfe und ackerbaulich genutzte Felder.
Häufig ziehen die Großen Schneegänse dabei in Mengen von 1.000 Vögeln oder mehr herum.

Die Große Schneegans kann sich sehr gut auf dem Land, auf dem Wasser und in der Luft bewegen. Sie ist ein guter Wanderer, da sie während der Mauser nicht fliegen kann.

Schneegänse ernähren sich wie alle Feldgänse fast nur aus Vegetabilien.
Im sommerlichen Brutgebiet sind arktische Gräser und Kräuter der Grundstock der Nahrung.
Im Winterquartier streifen die Gänse die Samen der Gräser ab, graben Wurzelstücke und Rhizome von Binsen und äsen auf Ackerflächen und Weiden.
Für das Ausgraben der Wurzeln aus dem Schlamm ist ihr starker, scharfer Schnabel sehr wirkungsvoll.

Die Gänse treffen in ihrem Brutgebiet Anfang Juni ein, nachdem sie sich bereits vorher verpaart haben. Ungefähr 10 Tage nach ihrer Ankunft werden ihre Nester auf den trockenen Boden innerhalb der Brutkolonie und an Abhängen und geschützten Steigungen von Schluchten errichtet. Das Weibchen wählt dabei den Nestaufstellungsort und errichtet ihn selbst, obgleich das Männchen immer in der Nähe bleibt. Das Nest wird normalerweise in Bodenmulden angelegt und mit Flechten und kleinen Pflanzenteilen ausgekleidet, die das Weibchen im nahen Bereich des Nestes findet. Sie kann ihr erstes Ei innerhalb einer Stunde nach der Auswahl des Aufstellungsortes legen, und während sie mehr Eier legt, kleidet sie das Nestinnere mit weiterem Material aus, einschließlich von Daunenfedern aus ihrem Brust- und Bauchbereich.

Das Weibchen legt normalerweise 4 oder 5 Eier, wobei sie alle 36 Stunden ein Ei legt. Das Ausbrüten beginnt, wenn das zweitletzte oder letzte Ei gelegt ist. Während der folgenden 24 Tage erfolgt das Ausbrüten. Dabei wird sie von dem Männchen beschützt, der sich selten mehr als 50 m vom Nest wegbewegt. Das Weibchen verläßt ihr Nest mehrmals am Tag, normalerweise für ungefähr 15 Minuten. Bevor sie es verläßt, bedeckt sie ihre Eier mit Nestteilen, um die Eier warm zu halten und sie vor Fleischfressern zu tarnen.

Die Eiablage erfolgt in den meisten kanadischen Kolonien zwischen 5. und 25. Juni, also in einer extrem engen Zeitspanne. Die Gössel schlüpfen mit ca. 70 g und verlassen ihr Nest ungefähr 24 Stunden nachdem das letzte Ei ausgebrütet ist. Sie sind robust wie ihre Eltern und enorm schnellwüchsig. Sie können gehen, schwimmen, tauchen und fressen. Nach sechs Wochen fangen sie an zu fliegen. Bis dahin wiegen sie ungefähr 2 Kilogramm. Etwa mit 12 Wochen beginnt die Umfärbung in das Alterskleid.

Während die Familien in den ersten Tagen in den Kolonien äsen, scharen sie sich danach zu großen Trupps zusammen und siedeln zu den neuen Äsungsplätzen in Gewässernähe über. Nachdem die Schneegänse einige Tage stramm marschiert sind, treffen sie in ihrem Sommerquartier ein.

© BVL Enzyklopädie

Der Hauptruf der erwachsenen Großen Schneegans ist ein lautes, nasales "whouk" oder "kowk" oder ein "kow-luk", welches dem Bellen eines Hundes ähnelt. - Die Große Schneegans hat sich den Ruf als lautester Wasservogel erworben. Junge Vögel, die nicht gebrütet haben, sind ziemlich ruhig.

Vor hundert Jahren wurde die Weltpopulation der Großen Schneegans auf ungefähr 3.000 Vögel geschätzt. Bis 1998 gab es mehr als 800.000 Große Schneegänse.

Für die drastische Zunahme sind die folgenden drei Faktoren hauptsächlich verantwortlich: eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten, die Errichtung von Schongebieten und die Erhebung von Jagdbeschränkungen auf die Große Schneegans.

Bis zur Mitte der 70-iger Jahre fand die Große Schneegans die Nahrung hauptsächlich in Sumpfgebieten. Seit damals haben Änderungen in der landwirtschaftlichen Praxis dazu geführt, dass die Vögel das Futter weitgehend in der Nähe von landwirtschaftlich genutzten Flächen finden. Insbesondere haben die Neuentwicklungen der großräumig bewirtschaftenden Betriebe, die vor allem auf Mais oder Getreide ausgerichtet sind, eine unbegrenzte Ergänzung zur traditionellen Ernährung der Schneegans ergeben und zu einem verbesserten Überleben der Gänse während des Winters und während der Zugzwischenstationen geführt.

Die Einrichtung der Schongebiete, in denen die Jagd verboten ist, stellen einen Schutz der kritischen Lebensräume in Kanada und in den Vereinigten Staaten dar und haben damit auch zur Populationszunahme beigetragen. In Kanada ist das wichtigste Schongebiet für die Große Schneegans am Fluß St. Lawrence am Cap Tourmente, Quebec, wo die Gänse traditionsgemäß während ihres Frühling- und Herbstzuges Zwischenstation machen.

Des weiteren wurde von Kanada und den Vereinigten Staaten ein Vertrag unterzeichnet, der die kommerzielle Jagd verbietet und feste Beschränkungen für die Freizeitjagd festsetzte. Das führte zu einer erheblichen Populationszunahme zwischen 1968 und 1973. Als die Freizeitjagd in den Vereinigten Staaten 1975 wieder zugelassen wurde, blieb die Population bis 1983 beständig, ein außergewöhnlich gutes Brutjahr führte aber zu einer neuen Populationszunahme.

Der Anstieg der Großen Schneeganspopulation ist ein Ergebnis all dieser Entwicklungen. Wildnisbiologen gehen davon aus, dass die Schneeganspopulation Nordamerika überbevölkern wird. Während der achtziger und neunziger Jahre wurde die Jagd in der östlichen Arktis und eine Herbstfreizeitjagd in Südkanada sowie im Osten der Vereinigten Staaten erlaubt. 1999 wurde eine spezielle Frühlingsjagd in Kanada durchgeführt, um die schädlichen Effekte dieser großen Population in den arktischen Lebensräumen, in denen die Gänse brüten, zu verringern. Diese Jagd wurde noch einmal im Frühjahr 2002 wiederholt.

Die Populationszunahme wurde gestoppt und es gibt Zeichen einer neuen Abnahme - es gibt jetzt ungefähr 700.000 Große Schneegänse.

© Mike Reshitnyk

Kleine Schneegans

- Anser caerulescens caerulescens -
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© Sönke Morsch

Die Kleine Schneegans ist etwas kleiner als die Nominatform Große Schneegans. Das Männchen und das Weibchen sind einander ähnlich, nur das bei den älteren Paaren das Männchen größer ist.

Körpermaße Länge: 60 - 75 cm
Flügelspannweite: 130 - 165 cm
Schwanzlänge: 11 - 14 cm
Gewicht: 2,5 - 2,8 kg

Die Kleine Schneegans kommt in zwei Farbvarianten vor:

  • weiße Phase,
  • dunkle Phase (Blaue Schneegans).

Das Alterkleid der weißen Phase ist, mit Ausnahme der schwarzen Flügelspitzen fast vollständig weiß. Der Schnabel und die Beine sind fleischrot. Die wülstige Zahnleiste und das Schnabelinnere sind schwarz. Der seitliche Schnabelspalt hat den Anschein, dass der Vogel lächelt und wird daher manchmal als Grinsen bezeichnet.
Das Dunenkleid ist am Rumpf, am Kopfoberteil sowie den Augenstreifen gelblichbraun. Dagegen sind das Gesicht, die Unterseite, der Rücken und die kleinen Flecken auf den Flügeln grünlichgelb. Die gesamte Farbintensität ist dabei variabel. Der Schnabel und die Füße der Küken sind graugrün bis schwärzlich.
Im Jugendkleid ist das Kleingefieder bei der weißen Phase anfangs durchweg hell graubraun. Später wird es mehr oder weniger von weißen Federn durchsetzt.

Das Alterkleid der Blaue Phase ist von Kopf bis Hals, manchmal auch im Brust- und Bauchbereich weiß, sonst mehr oder weniger schiefergrau bis graubraun. Die etwas verlängerten Schulterfedern sind fast schwarz und haben breite weiße Ränder.
Das Dunenkleid kann bei den Küken der blauen Form von grünlichgelb bis dunkelolivgrün oder schwarzbraun gehen. Der Schnabel und die Füße sind graugrün bis schwarz.
Das Jugendkleid der blauen Phase ist anfangs dunkel graubraun bis grauschwarz, lediglich der Bauch und die Unterschwanzdecken sind weiß. Das Alterskleid beginnt sich am Kopf durchzufärben.

Weil die Kleinen Schneegänse, die in Kanada nisten, sich auf einen beträchtlichen Bereich ausgebreitet haben, gibt es viele unterschiedliche Zugstrecken zwischen den Brutgebieten und den Winterquartieren.

Die Kleinen Schneegänse, die in der westlichen Arktis nisten, scharen sich zu Zugverbänden im Mackenzie Delta und entlang der Nordküste von Yukon und von Alaska zusammen. Auf ihrer Zugwanderung fliegen sie das Mackenzie Delta herauf, durch Alberta und West Saskatchewan nach Zentralkalifornien oder in das Innere von Mexiko.
Gänse von der östlichen Arktis machen in sehr großer Anzahl Zwischenstation in der Bucht James Bay und an der Westküste von Hudson Bay bevor sie weiter nach Süden fliegen. Während der Zugwanderung überfliegen sie Manitoba und Ontario, auf einem ziemlich ausgedehnten Gebiet, auf dem Weg zur Küste vom Golf von Mexiko.

Seit einigen Jahren gibt es in Kanada große Veränderungen in dem Herbstwanderflug. In dem ersten Jahr starteten 50.000 bis 100.000 Kleine Schneegänse zu einer mehr westlichen Route durch Ost Saskatchewan. Diese Verschiebung vom südwestlichen Manitoba zum östlichen Saskatchewan setzte sich in den folgenden Jahren fort. Das bedeutet, daß die Vögel von der zentralen Arktis in zwei Richtungen fliegen: ein südwestlicher Korridor überfliegt Alberta und West Saskatchewan; eine andere südöstliche Schneise überfliegt Süd Manitoba.
Vögel von der Wrangelinsel in Sibirien überfliegen die Beringstraße nach Alaska und weiter bis zur Westküste von British Columbia zu den Überwinterungsgebieten an den Flüßen Fraser und Skagit in Washington und in Zentralkalifornien. Einige, die auch nach Kalifornien unterwegs sind, fliegen zum Mackenzie Delta herauf und durch Alberta.

Die Frühlingswanderungsrouten scheinen ähnlich zu sein. Aber es gibt auch hier einige Verschiebungen zwischen den Fluren.
Die Vögel, die zur Wrangelinsel zurückfliegen, neigen dazu, entlang der Küste von British Columbia zu fliegen, aber einige aus dieser Wrangelpopulation benutzten auch den inneren Weg durch Montana, Alberta, Saskatchewan, die Nordwestgegend und Innenalaska.
Vögel mit dem westlichen kanadischen Ursprung, die in Kalifornien überwintern, fliegen nördlich durch Alberta, dann hinunter in das Mackenzie Delta zur westlichen arktischen Küste.
Die Vögel, die von der Küste des Golfs von Mexiko zurückkehren, fliegen die Gebiete um den Mississippi- und den Missourifluß herauf zu einem großen Sammelplatz im Südwesten von Winnipeg und dann in einer mehr oder weniger geraden nordöstlichen Linie zu den Buchten James Bay und Hudson Bay und weiter nördlich in die östliche Arktis.

Die Brutgebiete der Kleinen Schneegans liegen meist etwas südlicher als die der Großen Schneegans, sie reichen vom arktischen Nordamerika, ostwärts bis Baffinland und bis zum äußersten Nordosten Sibiriens.
In Kanada gibt es z.Zt. ungefähr 2.000.000 Nester der Kleinen Schneegans. Große Brutgebiete befinden sich entlang der Küste des Hudson Bay, auf den Inseln Southampton, Baffin Island und Banks Island, in Nunavut und im Nordsüden des Mackenzie Deltas. Das andere Bruthauptzentrum der Kleinen Schneegänse, mit ungefähr 100.000 Vögeln, ist auf der Wrangelinsel in Ostsibirien.

Die Vögel überwintern in Zentralkalifornien, in British Columbia, in New Mexico, im Hochland von Mexiko und entlang der Küste des Golfs von Mexiko, und in zunehmendem Maße auch im Landesinneren.

Entwicklung der Gesamtpopulation:
1950 1.000.000
2003 6.000.000 Exemplare auf der ganzen Welt.

Damit ist die Schneegans vermutlich die häufigste Gänseart der Welt.

Während sich die Anzahl der Großen und Kleinen Schneegans und die Ausbreitung der beiden Sorten während der letzten 50 Jahre erhöht haben, kommt es vereinzelt zwischen beiden zu einer Mischlingsbildung. Zu einer vermehrten Vermischung kommt es dagegen zwischen Kleiner Schneegans und Zwergschneegans.

Die kleine Schneegans ernährt sich im Sommer auf dem arktischen Nährboden von Gräsern und Seggen. Auf der Wanderung sind Weidegräser, Mais und Weizen Hauptbestandteile der Nahrung, obgleich die Vögel, die entlang der Westküste wandern, auch herkömmliche Flußpflanzen zu sich nehmen.
Im Überwinterungsgebiet haben sich die Vögel traditionsgemäß auf Knollen, Wurzeln und Gräser in den Küstensümpfen eingestellt. Seit einigen Jahren fallen einige Populationen aber auch auf ackerbaulich genutzte Kornflächen ein.
Im Frühjahr setzt die Kleine Schneegänse viel Gewicht an, indem sie unersättlich Gräser, Unkräuter und überschüssiges Korn frisst.

Kleine Schneegänse nisten normalerweise nah aneinander in großen Kolonien mit Dichten von bis zu 2.000 Paaren pro Quadratkilometern.

Während der Schnee anfängt zu schmelzen, treffen die verpaarten Gänse in kleineren Gruppen ein. Der Nistbaubeginn ist abhängig von den Schneezuständen und schwankt daher zwischen den einzelnen Kolonien. Abhängig vom Breitengrad fängt das Eierlegen vom späten Mai bis Mitte Juni an. Sollte die Schneedecke nach bis zum 20. Juni vorhanden sein, brüten die Gänse nicht und Warten bis zum nächsten Jahr.

Das Nest selbst besteht aus einem Loch im Moos oder im Kies, das über die Jahre häufig aus einen Hügel aus Moosspitzen, Weide und Gräsern aufgebaut ist. Das Nest wird unten durch feine Federn ausgelegt, während die Eier gelegt werden. Es werden zwei bis sechs Eier gelegt, wobei es durchschnittlich vier Eier sind. Das Weibchen sitzt auf dem Nest, um die Eier warm zu halten und auszubrüten. Die Ausbrütung erfolgt, wenn das letzte Ei gelegt wurde und dauert ungefähr 23 Tage. Der Zeitraum schwankt entsprechend der Zahl der produzierten Eier, wobei die meisten zwischen spätem Juni und Mitte Juli ausgebrütet werden. Die Eier in den südlicheren Kolonien werden im Allgemeinen früher als die im Norden ausgebrütet.

Nur das Weibchen brütet. Das Männchen bleibt aber immer in der Nähe, um das Weibchen und das Nest vor Feinden und vor anderen Gänsen zu schützen, die nach einem gebrauchsfertigen Nest suchen. Das Weibchen verlässt das Nest jeden Tag nur für einige Minuten.

Nachdem alle jungen Vögel ausgebrütet wurden, können diese bis zu 24 Stunden lang zusammen im Nest bleiben. Wenn sie getrocknet sind, verlassen sie das Nest zusammen mit beiden Eltern und fangen an zu fressen. Von einem Ausgangsgewicht von ungefähr 100 g im Nest entwickeln die Jungen innerhalb von sechs bis sieben Wochen ein Gewicht von mehr als 1.200 g.

Während die Gösslinge noch klein sind, mausern beide Erwachsenen oder wechseln ihre Flugfedern, die Männchen ca. eine Woche vor den Weibchen. Männchen und erfolglose Brüter mausern zwei bis drei Wochen vor den erfolgreichen Eltern.

Einige Gänschen und ihre Eltern gehen und schwimmen bis zu 50 Kilometer während der achtwöchigen Periode vom Ausbrüten zum Flüggewerden oder dem Erstflug. Die meiste Zeit verbringen die jungen und erwachsenen Gänse mit Fressen, damit ihre Flugfedern bis Mitte August wachsen und groß genug sind wieder zu fliegen. Die Familiengruppe gewinnt ihre Flugfähigkeiten gleichzeitig wieder.

Schneegänse zeigen eine sehr starke Familienbindung. Die Erwachsenen und ihre Jungen bleiben während des Winters und des Frühlings zusammen und absolvieren die Zugwanderung gemeinsam. Die Familie bricht im Allgemeinen auseinander, wenn die Eltern beginnen ein neues Nest zu bauen; jedoch manchmal bringen auch die Jungen des vorhergehenden Jahres die neue Familie wieder zusammen.

© William Hull

Die Kleine Schneegans hat einen lauten, nasalen Ruf, "whouk" oder "houck".

In einem Zeitalter von sinkenden Wildnisbeständen hat sich überraschenderweise die Population der Kleinen Schneegans seit der Mitte der 70-iger Jahre verdoppelt.
Nach der Kanadagans ist sie bei den nordamerikanischen Gänsen die zweithäufigste Art. Jedoch gibt es bei den Kanadagänsen viele Unterarten und Gattungen, somit kann die Kleine Schneegans zu der am häufigsten in Kanada vorkommenden Gans gezählt werden.

Die wichtigste Ursache für die Populationszunahme ist vermutlich die zunehmende Winternahrung, welche durch die Veränderung der landwirtschaftlichen Praxis im Süden der Vereinigten Staaten möglich ist. Ebenfalls können auch die klimatischen Veränderungen in der Arktis dazu beigetragen haben, da die frühere Frühlingsschneeschmelze in der östlichen Arktis es den Gänsen ermöglicht, neue Bereiche auf den Inseln um Baffin Bay und auf dem Festlandbezirk von Keewatin zu besetzen.
Ein anderer Faktor sind die Bedingungen der neuen Kolonien in der östlichen Arktis, die weiter südlich liegen, bei denen der Bruterfolg nur selten durch hartnäckigen Schnee verhindert wird.

Die erhöhte Population verursacht für die Kleine Schneegans als auch für die Menschen Probleme. Wenn sich viele Gänse in verhältnismäßig kleinen Bereichen konzentrieren, verbrauchen diese ihre natürlichen Nahrungsmittelgrundlagen vollständig auf.
Beispielsweise kam es in einer Kolonie an der Westküste der Bucht Hudson Bay dazu, dass es zu wenig Nahrungsmittel für die ungefähr 200.000 brütenden Gänse gab.

Wegen ihrer großen Anzahl und der breiten Verteilung werden viele Schneegänse in Südkanada auf ihrem Herbstzug und in den Vereinigten Staaten im späten Herbst und im Winter von den Jägern geschossen. Für einige Menschen im Norden, besonders die Cree-Indianer, die um die Bucht James Bay leben, sind Schneegänse eine wichtige Nahrungsquelle wenn anderes Frischfleisch knapp oder unzugänglich ist.
Freizeitjäger schossen 1988 ungefähr 70.000 Kleine Schneegänse in Kanada und 270.000 in den Vereinigten Staaten.

Vogelexperten sind hauptsächlich über die Zahlen der Kleinen Schneegänse beunruhigt, da sie den Zusammenbruch des Bestandes in den nächsten Jahren prognostizieren. Da die Nahrungspflanzen in den Brutgebieten der arktischen Tundra aufgrund der immer größer werdenden Population nicht schnell genug nachwachsen können, werden viele Tiere verhungern. Alle vier bis sechs Jahre werden hochmoderne Bodenfotografien und örtliche Überprüfungen durchgeführt, um die Größe der Brutkolonien zu schätzen. Die Bemühungen werden fortgeführt werden müssen, um die kritischen Lebensräume zu schützen.

© Mike Reshitnyk

Zwergschneegans

- Anser rossi cassin -
© Mike Danzenbaker
© Mike Danzenbaker
© Michael Dossett
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Die Ross´s oder Zwergschneegans ist wesentlich kleiner als die Schneegans, gleicht dieser aber sehr in der Färbung. Die Männchen sind etwas größer als die Weibchen.

Körpermaße Länge: 53 - 66 cm
Flügelspannweite: 120 - 130 cm
Schwanzlänge: 10 - 13 cm
Gewicht: 0,9 - 2,1 kg

Die Zwergschneegans kommt in zwei Farbvarianten vor:

  • weiße Phase,
  • dunkle Phase (Blaue Schneegans).

Von den Zwergschneegänsen sind Blaue Mutanten bekannt, diese treten aber nur selten auf.

Das Alterskleid der Zwergschneegans ist geprägt durch ein reinweißes Gefieder mit überwiegend schwarzen Handschwingen. Die Männchen und Weibchen sind dabei farblich identisch.
Die Zwergschneegans hat einen kurzen, gedrungenen Hals und einen kleinen, rundlichen Kopf mit einem auffällig kurzen Schnabel. Der zierliche, rote Schnabel weist bei den älteren Männchen während des ganzen Jahres, bei den jungen Männchen nur zur Brutzeit, von der Basis her bis zu den Nasenlöchern faltige und warzige, graublaue Hautwülste auf. Bei den Weibchen sind sie schwächer oder fehlen gänzlich. Im Gegensatz zur Schneegans hat die Zwergschneegans keine schwärzlichen "Mundwinkel". Die Füße sind dunkel fleischrot.

Das Dunenkleid der Zwergschneegans zeichnet sich durch mehrere Farbvarianten aus, welche auch innerhalb einer Geschwistergruppe auftreten können. So reicht die Spannbreite des Dunenkleides von stohgelb, hell olivgrün, hellgrau bis grau mit gelbem Gesicht. Dabei ist das Dunenkleid annähernd zeichnungsfrei. Schnabel und Füße sind dunkelgrau.
Das Jugendkleid ist schmutziggrau und damit sehr ähnlich dem der jungen Schneegänse. Typisch ist der kleine, kurze, rotbraune Schnabel; die Warzenbildung fehlt oder ist nur schwach entwickelt. Die Füße sind graugrün.

Die Zwergschneegans wandert entlang einer schmalen, aber keinesfalls direkten Route von ihren Brutplätzen in Nordkanada zu ihren Winterquartieren in Kalifornien. Ihre sehr schmale Flugroute im Herbst verläuft südwärts über den großen Sklaven- und den Athabasca-See nach Montana, dann fliegen die Gänse über die Rocky Mountains hinunter nach Kalifornien.

Die Zwergschneegans nistet ungefähr in der mittleren Kanadischen Nordküste - in der Umgebung des Flusses Perry.
Erst 1940 wurden diese Brutkolonien entdeckt und ab 1949 wissenschaftlich untersucht.

Entwicklung der Gesamtpopulation:
1949 2.000
1960 9.000
1976 77.300
1993 über 200.000
2003 900.000 Exemplare auf der ganzen Welt.

In den 60er Jahren wurden alle derzeit bekannten 35 Brutplätze durchforscht, in der größten Kolonie brüteten 12.000 Zwerg- und 5.000 Schneegänse.

Die Brutplätze der Zwergschneegänse befinden sich auf kleinen Inseln von Binnenseen im Bereich der Moostundra. Die Inseln und das Land sind flach und meist übersät von großen, freiliegenden Felsbrocken (Eiszeitrelikten). Die Vegetation besteht aus Gräsern, Moosen sowie aus Birken- und Weidenbüschen. Während des gesamten Sommers weht dort ein permanenter Südwind, die Temperaturen schwanken zwischen Tiefstwerten um -7 Grad Celsius und Tagesspitzenwerten bis 28 Grad Celsius.
Wenn die Zwergschneegänse hier Anfang Juni eintreffen, sind sie fest verpaart. Unmittelbar nach der Ankunft werden die Reviere bezogen und der Nestbau beginnt. Die Weibchen besetzen die Nistplätze, die von den Gantern heftig verteidigt werden. Nach der Brut und dem Schlupf der Gössel Anfang Juli vereinen sich die Familien zu immer größer werdenden Trupps und wechseln zu feuchten Senken über, wo die Altvögel dann auch mausern.

Den Winter verbringt die Zwergschneegans in Kalifornien. Dabei ist Central Valley in Kalifornien z.Zt. der Hauptüberwinterungsbereich, aber eine zunehmende Anzahl Zwergschneegänsen überwintert auch in Arkansas, in Louisiana, in New Mexico, in Texas und in dem nördlichen, zentralen Hochland von Mexiko.

Zwergschneegänse ernähren sich im sommerlichen Brutgebiet von arktischen Gräsern, Seggen und kleinen Körnern. In den Wintermonaten fressen sie Sämereien und Wurzelstücke.

Die Zwergschneegänse sind bei ihrer Ankunft bereits fest verpaart, die Kopulationen finden vermutlich bereits schon auf dem Zuge statt.

Unmittelbar nach ihrer Ankunft werden die Reviere bezogen und der Nestbau beginnt. Die Nester stehen immer im Windschutz, so auf der Lee-Seite der Insel, hinter Steinen oder zwischen Büschen.
Auf der Unterlage von Moos, trockenem Gras und Zweigen, die später mit Dunen ausgelegt wird, erfolgt bereits wenige Tage nach dem Eintreffen die Eiablage. Die Gehege bestehen aus 2 - 7, meist aus 3 - 5 cremeweißen Eiern, die in etwa 24 stündigen Intervallen zur Ablage kommen.
Die Brutdauer beträgt 22 - 24 Tage. Das Weibchen brütet allein und wird während dieser Zeit und in den häufigen Brutpausen - die längste erfasste Brutzeit betrug 46 Minuten - stets vom Ganter bewacht und begleitet.

Wenn die Gössel Anfang Juli geschlüpft sind, vereinen sich mehrer Familien zu kleinen Trupps und verlassen bald ihr Brutrevier und wechseln zu feuchten Senken über. Wenig später setzt bei den Altvögeln die Mauser ein.

© Michael Dossett

Die Zwergschneegans hat einen viel höheren Ruf als die Schneegans.
Ihr Flugruf ist kurz, grunzend "korg" und weich, schnatternd "Kiek, kie-gäk".

Schneegänse stehen unter Schutz und haben sich deshalb in jüngster Zeit stark vermehrt.

Die seit langem geschützte Population, besonders die der Kleinen Schneegans, hat sich in der Zwischenzeit stark vermehrt und stellt inzwischen eine ernsthafte Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht in verschiedenen Regionen dar. Deshalb ist in einigen Gebieten die Jagd auf Schneegänse wieder gestattet. Und da treten erste Probleme auf, da es für die Jäger schwer ist, Schneegänse von Zwergschneegänsen, die nicht dezimiert werden sollen, zu unterscheiden.
Heute wird der Bestand der Zwergschneegans auf über 900.000 Exemplare eingeschätzt.

© Ken Conger